Bühnenbild, Kostümgestaltung und ihre Bedeutung für eine Inszenierung

Ein Projekt-Seminar (P-Seminar) zu der Geschichte des Bühnenbilds und der Kostümgestaltung am Beispiel der Festspiele in Bayreuth

Inhaltliche Konzeption

Die ganzheitliche Konzeption der Opern Richard Wagners mit ihrer Verbindung aus Komposition und Libretto durch den gleichen Künstler stellen auch hohe Erwartungen an die Gestaltung jeder Inszenierung, um dieser Komplexität gerecht zu werden.

Daher war der Wunsch Wagners nach einer eigenen Festspielstätte, einzig und allein auf die Aufführung seiner Opern ausgerichtet, nur folgerichtig. Mit der Eröffnung der ersten Bayreuther Festspiele 1876 ging dieser Wunsch in Erfüllung.

Allerdings begann neben der beständigen Frage nach der Finanzierung der Festspiele auch gerade an diesem Ort, an dem sich alles auf die Aufführung der Opernwerke eines Komponisten fokussiert, eine sehr intensive und kontroverse Auseinandersetzung über die richtige Art und Weise angemessener Inszenierung.

Foto der Inszenierung von „Siegfried" von Wieland Wagner, 1952
Postkarte Haus Wahnfried, um 1915

Schon Richard Wagner musste hier Kompromisse akzeptieren, sowohl hinsichtlich der Ausführung von Bühnenbild und Kostümen durch den in seiner Epoche dominierenden Historismus als auch hinsichtlich der technischen Möglichkeiten seiner Zeit. Zudem verblieb ihm nur noch eine kurze Lebensspanne, so dass er kaum die Möglichkeit hatte, diesbezüglich wegweisende Akzente zu setzen.

Seit den Anfängen spannt sich ein weiter Bogen hinsichtlich der inszenatorischen Konzeptionen und ihrer jeweiligen Gestaltung von Bühnenbild und Kostüm: Zu Beginn steht die Arbeit der Gebrüder Brückner als in ihrer Zeit angesehenen Bühnenbildnern bzw. Arpad Schmidhammers als Schöpfer der Kostüme im späten 19. Jahrhundert. Die Entwicklung reicht über den Bruch Wieland Wagners mit Vorkriegskonventionen bis zu der Idee von der Werkstatt Bayreuth mit zum Teil sehr kontrovers in der Öffentlichkeit diskutierten Inszenierungen einer Vielzahl von Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Regie, Bühnenbild und Kostüm.

Interpretatorische Gegensätze sind hier Programm. So sind bei den Inszenierungen der vier Ringwerke durch Patrice Chéreau und Sir Peter Hall, um Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zu nennen, schon im Ansatz kaum Gemeinsamkeiten zu finden.

Zu der Geschichte der Inszenierungen und der entsprechenden Ausführung von Bühnenbild und Kostüm verfügt das Richard Wagner Museum über eine umfangreiche Sammlung an Bild- bzw. Textdokumenten und eine reichhaltige Bibliothek mit fachwissenschaftlicher Literatur. Zudem sind im Besitz des Museums Kostüme und eine außergewöhnliche Sammlung von Bühnenbildmodellen zu allen in Bayreuth aufgeführten Opernwerken Wagners.

Diesbezüglich bieten sich für ein Projekt-Seminar sehr gute Ansatzmöglichkeiten, interessierte Schülerinnen und Schüler in die Gestaltung von Bühnenbild und Kostüm einzuführen.

Lehrplanbezug, Aufbau und Themen des Projekt-Seminars

Am besten ist natürlich eine Verbindung mit dem Fach Kunst, vor allem wenn es um die kreative Gestaltung einer Ausstellung bzw. Informationsbroschüre geht oder sogar die Ausführung und Präsentation eigener Entwürfe zu Bühnenbild und Kostüm geplant sind.

Im Lehrplan Gymnasium für Bayern wäre unter den Lehrplan-Einheiten „Objekt“ bzw. „Gebauter Raum“ in der Q 11 und Q 12 eine Beschäftigung mit Bühnenbild und Kostüm denkbar. Zudem ist unter dem Punkt „Gestalten“ die Entwicklung eines Konzepts für eine künstlerische „Intervention“ in der Öffentlichkeit vorgesehen. Denkbar wären hier als Möglichkeiten eine Ausstellung oder Aufführung.

Inszenierungen und die dazugehörigen Konzeptionen von Bühnenbild, Kostüm und Requisite sind auch immer Abbilder der in einer historischen Epoche dominierenden gesellschaftlichen Umstände und geistigen Haltungen, etwa der Nationalbewegung und der Phase des Historismus im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Gedacht ist bei dem Projekt-Seminar an ein schrittweises Herangehen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Bühnenbild und Kostüm und die jeweiligen inhaltlichen und technischen Anforderungen an diese als wichtige Elemente einer Inszenierung.

In der ersten Arbeitsphase befassen sie sich mit den Grundlagen und den Kriterien, die Bühnenbild und Kostüme im Rahmen einer Gesamtregie erfüllen müssen. Dabei gilt es auch die technischen Möglichkeiten zu berücksichtigen, die sich in den letzten 100 Jahren entwickelt haben.

Danach beginnt die zweite und vertiefte Arbeitsphase. Basierend auf Recherchen im Richard Wagner Museum sollen die Schülerinnen und Schüler sich in einzelnen Teams auf bestimmte Opern wie „Der fliegende Holländer“ oder „Lohengrin“ konzentrieren und anhand ausgewählter Bühnenbilder und Kostüme zu dem jeweiligen Werk inhaltliche Konzeption und deren Ausführung in zwei Inszenierungen vergleichen. So böte sich die Gegenüberstellung einer Inszenierung des frühen 20. Jahrhunderts und einer aus der jüngsten Vergangenheit an. Dafür ließe sich auf Bibliotheken, Bildarchiv und die Sammlung an Objekten des Richard Wagner-Museums zurückgreifen, so dass sich für die Seminarmitglieder die Möglichkeit ergibt, einen intensiven Einblick in die Bestände des Richard Wagner-Museums zu erhalten.

Die Ergebnisse dieser Arbeit könnten die Teilnehmenden in einer Ausstellung und/oder einer Informationsbroschüre präsentieren. Auch die Nutzung anderer Medien wie Film oder auch digitaler Medien ließen sich einplanen.

Denkbar wäre zudem gerade im Fach Kunst als dritte Arbeitsphase der Schritt zur eigenen kreativen Gestaltung durch die Ausführung eines eigenen Bühnenbilds zu einer ausgewählten Szene der jeweiligen Oper und (oder) den Entwurf eigener Kostüme.

Bei diesem Seminar könnte auf jeden Fall entsprechend der Erfordernisse die gesamte Planung sehr individuell angelegt werden, nicht zuletzt angesichts der Situation, dass ein Projekt-Seminar in einer relativ knapp bemessenen Zeit durchgeführt werden muss.

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