Vom 13. Juli bis 5. Oktober im Richard Wagner Museum
Plakativ, überzeichnet und allgegenwärtig ist Richard Wagner seit den 1860er Jahren in den Karikaturen der großen europäischen Feuilletons. Sein markantes Äußeres und sein egozentrischer Lebenswandel, der gewaltige Anspruch seines künstlerischen Wollens, die Pathetik seines Werks und nicht zuletzt seine politischen Äußerungen bieten Karikaturisten und Satirikern reichlich Angriffspunkte.
Es ist der „Zukunftsmusiker“, der Visionär des „Gesamtkunstwerks“, der Künstler Richard Wagner, der in erster Linie von den spitzen Federn anvisiert wird. Er erscheint als Prophet, gottgleicher Künstler oder selbstverliebter Narzisst, der seine eigenen Dichtungen maßlos überschätzt. Er wird dargestellt als Komponist, der die Zukunft der Musik in Lautstärke und Lärm sieht und dessen „Kakophonien“ aus Pauken und Blech das Orchester zur „Tonkunstdampfmaschine“ degradieren. Der „Paukist“ Richard Wagner wird in diesem Zusammenhang sinnbildlich.
Wagners Äußerungen zu Politik, Ästhetik und Gesellschaft lassen ihn, vornehmlich in der französischen und der englischen Presse, zum Symbol des deutsch-völkischen Nationalismus werden, der mit seinen Kesselpauken die französische Armee in die Flucht schlägt. Seine Musik wird zur Kanonade, er selbst zum irren Dirigenten, dem die Pickelhaube im Hintern sitzt. Selbst als sein Werk längst Teil des Kanons und kein Anstoß mehr für Spott ist, sorgt die Rezeptionsgeschichte Wagners dafür, dass er als Inbegriff des deutschen Nationalismus und Antisemitismus die Zeit überdauert und als solcher Gegenstand der Karikatur bleibt.
Dank der Kooperation mit dem Sammler Gunther Braam bietet die diesjährige Sommerausstellung des Richard Wagner Museums einen umfassenden Blick auf den Künstler, der diesen oft zur Kenntlichkeit entstellt. Die Exemplare einer Kunstgattung, die zu Wagners Lebzeiten als frühes Massenmedium eine große Verbreitung fanden, werden hier nicht als die tagesaktuellen Momentaufnahmen gezeigt, die sie waren, sondern wie die großen Werke in Gemäldegalerien. Indem Satire und Ironie in der erhabenen Form eines Kunsternstes präsentiert werden, wie ihn Richard Wagner exemplarisch vertrat, wird dessen Pathos herausgefordert, als das „Menschlich-Allzumenschliche“, das Nietzsche in Wagner erkannte, und damit als „conditio humana“ erkannt zu werden.
Spot(t)-Light. Richard Wagner in der zeitgenössischen Karikatur
Sonderausstellung im Richard Wagner Museum Bayreuth
Museumsneubau, Sonderausstellungsfläche
13. Juli – 5. Oktober 2024
Juli und August, täglich, 10 bis 18 Uhr
September bis Oktober, Dienstag-Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Im Eintrittspreis inbegriffen