Symposium „Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“

2. / 3. August 2022, Richard Wagner Museum Bayreuth, Siegfried Wagner-Haus

Während der Festspielsaison 2022 veranstaltet das Richard Wagner Museum ein Symposium zum Thema „Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“. Das Symposium findet am 2. August (10.00 bis 16.30 Uhr) und 3. August 2022 (10.00 bis 12.30 Uhr) im Siegfried Wagner-Haus statt. Der Besuch des Symposiums ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Im Fokus des Symposiums steht die Frage nach möglichen Perspektiven der Wagner-Regie, die sich vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Situation in einem zunehmenden Spannungsverhältnis zwischen historischem Werk, Interpretation und Zuschauererwartung bewegt. Teilnehmer sind Prof. Dr. Udo Bermbach, Dr. Klaus Billand, Axel Brüggemann, Dr. Sven Friedrich, Jasmin Solfaghari, Prof. Dr. Susanne Vill und Klaus Florian Vogt.

Symposium „Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“
2. August 2022, 10.00-16.30 Uhr / 3. August 2022, 10.00-12.30 Uhr
Siegfried Wagner-Haus
Eintritt: frei
Anmeldung: nicht notwendig

Hinweis: Für Museumsbesucher ist die Besichtigung des Siegfried Wagner-Hauses in dieser Zeit nur eingeschränkt möglich.

Teilnehmer:
Prof. Dr. Udo Bermbach
Dr. Klaus Billand
Axel Brüggemann
Dr. Sven Friedrich
Jasmin Solfaghari
Prof. Dr. Susanne Vill
Klaus Florian Vogt

Motiv zum Symposium Tendenzen & Perspektiven der Wagner-Regie 2022
Über das Symposium:

Der Begriff „Regietheater“ ist vielleicht das Reizwort in Oper und Schauspiel der vergangenen Jahrzehnte. Eigentlich ein Pleonasmus, denn streng genommen ist Theater ohne Regie gar nicht denkbar und mithin stets Regietheater, wird damit ein Inszenierungsstil bezeichnet, bei dem die konzeptionelle und visuelle Erscheinung im Mittelpunkt steht. Dabei wird die ästhetische Autonomie des Theaterkunstwerks reklamiert, das mehr sein will als nur Abbildung oder Illustration eines historischen Werks mit einer vermeintlich unverrückbar festgeschriebenen Erscheinungsform. Infolgedessen wird das ideologiekritisch befragte Drama mit seinen historischen Regieanweisungen, Bildvorschriften und Charakterzeichnungen von seiner jeweiligen Erscheinung auf der Bühne der Gegenwart getrennt. Dadurch wandeln sich die Interpretationen seit etwa den 1970er Jahren zunehmend von hermeneutischer Exegese zu diskursiver Projektion und postmodernem Dekonstruktivismus. So rückt in der Oper der Fokus von den musikalischen auf die szenischen Belange und Leistungen.

Zumeist zum Missvergnügen eines „Werktreue“ reklamierenden Publikums bewegt sich das „Regietheater“ so in einem zunehmenden Spannungsverhältnis zwischen manifestem Werk und Zuschauererwartung. Ob nun als Projektion von Lebenswelt und Zeitgeist der Gegenwart auf das historische Werk, Dekonstruktion vermeintlicher Sinnzusammenhänge oder Provokation als Mittel zur Zerstörung konsumtiver Behaglichkeit – Inszenierungen, die sich nicht dem Vorwurf ästhetischer Irrelevanz und Epigonalität aussetzen wollten, müssen ein dialektisches Widerspruchsverhältnis zwischen Werk und Publikum erzeugen. Dies gilt allemal auch für die Inszenierungen der politischen und parareligiösen Parabeln Richard Wagners.

Vor dem Hintergrund eines postmodernen „anything goes“, das anscheinend zu ästhetischer Beliebigkeit geführt hat, den in immer neuen Gewändern erscheinenden, in der optischen Vielfalt inhaltlich aber doch oft erstaunlich ähnlichen Produktionen eines dann doch überschaubaren, vielleicht gar auserzählten historischen Opern-Repertoires und einer Mischung aus Innovationszwang und Überdruss steht die Relevanz einer historischen Gattung zur Debatte. Insbesondere angesichts der jüngsten krisenhaften Zäsuren stellt sich auch und vielleicht gerade bei Wagner-Inszenierungen die Frage nach dem Verhältnis zwischen historischem Werk, seiner stets ephemeren szenischen Vergegenwärtigung und dem Publikum. Besteht demnach die Notwendigkeit einer ästhetischen Neuorientierung der Wagner-Regie? Geht das Theater Richard Wagners künftig wieder stärker zurück auf das historische Werk oder bereits erprobte Inszenierungsformen? Wird das Theater damit zum Museum? Oder ist das Interpretationstheater an einem Endpunkt angelangt? Lösen sich Sinn- und Bedeutungszusammenhänge in einem entkoppelten Nebeneinander paralleler autonomer Kunsterscheinungen auf? Kann eine konsequente Dekonstruktion die musikalische Ebene aussparen? Oder wird die Oper aus ökonomischen Zwängen ohnehin zu einer kulturell irrelevanten Randerscheinung? – Diesen und anderen Fragen versucht das Symposium im Richard Wagner Museum „Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“ am 2. und 3. August 2022 nachzugehen.

Programm

2. August 2022     

10.00 Uhr Begrüßung durch Benedikt Stegmayer, Referent für Kultur und Tourismus der Stadt Bayreuth
10.15 Uhr Dr. Sven Friedrich: Begrüßung und Keynote „Was ist und warum ‚Regietheater‘?“
11.00 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Axel Brüggemann: „Zeitenwende der Klassik? Tradition und Aufbruch“
12.00 Uhr Podium: Dr. Sven Friedrich, Dr. Klaus Billand, Axel Brüggemann
12.30 Uhr Mittagspause
14.30 Uhr Jasmin Solfaghari, Regisseurin: „‘Zwangvolle Plage, Müh‘ ohne Zweck?‘ –
Aspekte von Regiekonzeption“
15.00 Uhr Kaffeepause
15.15 Uhr Dr. Klaus Billand: „Publikum und Kritik“
16.00 Uhr Podium: Jasmin Solfaghari, Dr. Klaus Billand, Dr. Sven Friedrich
16.30 Uhr Ende der Veranstaltung

 

3. August 2022     

10.00 Uhr Prof. Dr. Susanne Vill: „Reflexe des Wertewandels auf der Opernbühne“
10.45 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Klaus Florian Vogt im Gespräch mit Prof. Dr. Udo Bermbach.
Moderation: Dr. Sven Friedrich
12.30 Uhr Ende der Veranstaltung