Ausstellung wertvoller Autographe zum „Ring des Nibelungen“ in der Schatzkammer

Während der Festspielsaison 2022 sind in der Schatzkammer des Museums eigenhändige Text- und Notenmanuskripte Richard Wagners zu sehen.

Wie in jedem Festspieljahr präsentiert das Richard Wagner Museum auch 2022 in seiner Schatzkammer wertvolle Autographe Richard Wagners zu dem jeweils neu inszenierten Werk. In diesem Jahr steht neben einer Neuproduktion von Tristan und Isolde auch die Neuinszenierung Wagners Opus Magnum Der Ring des Nibelungen auf dem Programm.

Folgende Autographe können im Juli und August besichtigt werden:

  • Der 10-seitige Prosaentwurf zum Rheingold aus dem März 1852, der nach den Prosaskizzen das erste Stadium der Dichtung (Libretto) markiert;
  • Die Erstschrift zum Libretto der Walküre, die im Zeitraum von Juni bis Juli 1852 entstand und auch die Änderungen und Korrekturen Wagners zur Dichtung enthält, so u. a. des ursprünglichen Titels „Das Gold des Nibelungen“;
  • Der erste und zweite Entwurf zur Vertonung der dann nicht in die Partitur übernommenen Schlussworte Brünnhildes „Verging wie ein Hauch…“ von 1852. Diese enthält den mit Bleistift geschriebenen handschriftlichem Zusatz von Cosima Wagner: „Zum Geburtstag des König’s komponirt. 25 August 1876“;
  • Aufführungsmaterial und Arrangements zur Konzertfassung des „Schmelzlieds“ „Nothung! Nothung! Neidliches Schwert!“. Wagner schickte das Manuskript 1862 an Wendelin Weißheimer, der anschließend das Aufführungsmaterial für Wagners Konzertaufführungen 1862/63 herstellen ließ;
  • Die Orchesterskizze zur Götterdämmerung, die zwischen Januar 1870 und Juni 1872 entstand und eine eigenhändige Widmung Richard Wagners an seine Frau Cosima enthält, die er mit den Worten „!Schluss! Alles Cosel’n zu gefallen. 22 Juli 1872. RW“ kommentierte;
  • Die handschriftliche Partitur der Götterdämmerung, die Wagner im Mai 1873 begann und die am Schluss die berühmte Notiz enthält: „Vollendet in Wahnfried am 21 November 1874. Ich sage nichts weiter! RW“.

Die Ausstellung zeigt, wie Richard Wagner den Ring von der ersten Idee, über die Dichtungsentwürfe und Orchesterskizzen, bis hin zur fertigen Partitur entwickelte und gibt einen Einblick in die Arbeitsprozesse des Komponisten.

Kuratorenfuehrung Richard Wagner Museum
Zur Entstehung des „Ring“:

Die Entstehung von Richard Wagners monumentalem Hauptwerk Der Ring des Nibelungen erstreckte sich über mehr als ein Vierteljahrhundert. Die Grundidee, Siegfrieds Tod als Einzelstück aufzuführen, hatte Wagner bereits 1848 gefasst, als er noch Sächsischer Hofkapellmeister in Dresden war. Schlussendlich wurde daraus ein vierteiliger Opernzyklus, der 1876 in Bayreuth uraufgeführt wurde. Mit einer Aufführungsdauer von circa 16 Stunden, einer Orchesterbesetzung von über 100 Musikern sowie neben den Chören 34 Solisten und Solistinnen, ist es eines der umfangreichsten musikalischen Bühnenwerke überhaupt.

In insgesamt vier Opern – Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung – verknüpft Wagner die Nibelungensage mit den Göttersagen der nordischen Mythologie. Als Quellen dienten ihm germanische und skandinavische Heldensagen sowie das aus Süddeutschland stammende Nibelungenlied, aber auch Jacob Grimms Deutsche Mythologie.

Er entwickelte die Idee eines Bühnenfestspiels, welches er ursprünglich am Ufer des Rheins aufzuführen gedachte. In regem Schriftverkehr mit Freunden und Weggefährten legte er das Wachsen und Werden seines Rings ausführlich dar, womit auch heute noch seine Intentionen für das entstehende Monumentalwerk ersichtlich sind.

Viele Unterbrechungen führten dazu, dass Wagner seine Arbeit am Ring des Nibelungen, die er nur durch die Unterstützung und Förderung des bayerischen Königs Ludwig II. 1869 hatte wiederaufnehmen können, erst im August 1872 mit den letzten kompositorischen Arbeiten an den Orchesterskizzen der Götterdämmerung soweit vollendet hatte, dass er seinem Gönner zu dessen 27. Geburtstag am 25. August in Form einer persönlichen Widmung mitteilen konnte:

Vollendet das ewige Werk!
Wie im Traum ich es trug,
wie mein Wille es wies,
was bange Jahre barg
des reifenden Mannes Brust,
aus winternächtigen Wehen
der Lieb‘ und des Lenzes Gewalten
trieben dem Tag es zu:
Da steh‘ es stolz zur Schau,
als kühner Königsbau
prang‘ es prächtig der Welt!